Angriff gegen PayPal und Bitcoin?

by Simone Geercken  - Oktober 11, 2020

Angriff gegen PayPal und Bitcoin? Die Alibaba-Tochter Ant Financial plant einen der größten Börsengänge in der Geschichte. Der bekannte Gründer und Milliardär von Alibaba, Jack Ma, beantragte ein Doppellisting in Hongkong und Shanghai.

Wie groß der Börsengang werden soll, was die Implikationen für digitale Währungen sind und was es bedeutet, wenn der Finanzarm der Alibaba-Gruppe über fast unbegrenzte finanzielle Mittel verfügt.

Der Börsengang (IPO) von Ant Financial soll mehr als 20 Milliarden US-Dollar in die Kassen des Unternehmens spülen. Sollte dies gelingen, dann wäre Ant Financial eines der weltweit am höchst bewerteten Fintech-Unternehmen. Insgesamt würde die Bewertung damit auf über 200 Milliarden US-Dollar ansteigen. Ein vergleichbarer Superlativ an einem Börsengang in den letzten Jahren gab es nur bei dem saudi-arabischen Ölkonzern Aramco, der 29 Milliarden US-Dollar einbrachte.

[img_text_aside style=“2″ image=“https://usercontent.one/wp/www.kryptopreneurin.com/wp-content/uploads/2020/11/Bankdruecken.jpg“ image_alignment=“left“ headline=“Ein%20B%C3%B6rsenwert%20zwischen%20PayPal%20und%20Bitcoin“ alignment=“left“]Ant Financial arbeitet im Bereich Finanzdienstleistungen in einer Liga mit PayPal (Marktkapitalisierung 233 Milliarden US-Dollar) und Bitcoin (Marktkapitalisierung 210 Milliarden US-Dollar). Durch die Digitalisierung des Finanzsystems und der entsprechenden Infrastrukturen entsteht ein heftiger Kampf um Marktanteile.

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Die neuen Finanzplayer sind nicht die traditionellen Universalbanken, sondern die neuen Tech-Konzerne und Blockchain-Protokolle. Entsprechend nachvollziehbar ist es von Alibaba respektive der Ant Financial Group, ihre Kasse zu füllen.

Bereits heute dominieren Alibaba und Tencent

Ant Financial deckt dabei die gesamte Palette an Finanzdienstleistungen ab. Neben dem Bezahldienst Alipay werden auch Kredite, Versicherungen und Finanzprodukte angeboten. Einziger Konkurrent in China ist WeChat Pay des Technologie-Konzerns Tencent. Über diese beiden Tech-Giganten läuft praktisch der gesamte Zahlungsverkehr in Asien.

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Langsam fasst Alipay auch in Europa Fuß, um es vor allem chinesischen Touristen einfacher zu machen, hierzulande zu bezahlen. Beispielsweise akzeptieren die Drogerieketten Rossmann und dm sowie die WMF-Gruppe, der Flughafen München oder auch Kaufhof die Zahlung via Alipay auf dem Smartphone.

China will globale Standards schaffen

Europa ist hinsichtlich Zahlungsinfrastruktur noch geradezu mittelalterlich. Bargeld und EC-Karte sind nach wie vor Hauptzahlungsmittel im Einzelhandel. Dies wird sich in den nächsten Jahren ändern. Entsprechend ist Europa ein extrem spannender Markt für Zahlungsinfrastruktur, da es hier noch zu vielen neuen Veränderungen kommen wird. Das eingesammelte Kapital könnte also auch gut dafür verwendet werden, um die Expansion außerhalb Chinas voranzutreiben, wie es auch von Seiten der Ant Gruppe heißt. Sei es in Europa oder entlang der neuen Seidenstraße, die China ganz nach ihren Standards baut.

Zu diesen Standards gehört auch die Zahlungsinfrastruktur wie sie China im Rahmen ihrer Initiative zur digitalen Zentralbankwährung (CBDC) fördert. So möchte China seine Wirtschaft mit Hilfe von Blockchain-Infrastrukturen immer weiter digitalisieren und automatisieren. Um diesen Grad an autonomer Wertschöpfung zu ermöglichen, braucht es folglich Smart Contracts, die in Blockchain-Infrastrukturen eingebettet sind. Zahlungsprozesse werden dabei mit Token – wie die neue chinesische digitale Zentralbankwährung – umgesetzt. Folglich bedeutet die gefüllte Kasse von Ant Financial auch eine enorme Marktpower, wenn es um die Aufsetzung von Token-Infrastrukturen geht. Gemeinsam mit dem chinesischen Staat ist Ant Financial an der Erforschung und Implementierung von Token-Infrastrukturen beteiligt.

China versus USA

Was Facebook und Google für die USA sind, sind Alibaba und Tencent für China. Die Tech-Konzerne fungieren immer auch als verlängerter Arm der Staaten – auch wenn Unternehmen in den USA natürlich in eigenständiger und privater Hand sind. Entsprechend dürfte Ant Financial auch die volle Rückendeckung vom chinesischen Staat bekommen, um ihre Expansionspläne und damit chinesische Zahlungsverkehrsstandards in die Welt zu tragen. Wer im 21. Jahrhundert das Sagen hat, wird sich vor allem daran entscheiden, wer die digitalen Standards setzt.

Sollte das IPO für Ant Financial erfolgreich ausgehen, dann ist dies auch ein Erfolg für den chinesischen Staat. Dezentrale Alternativen wie Bitcoin dürften damit ebenfalls geschwächt werden.

Dieser Artikel erschien zuerst auf BTC-Echo.

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Simone Geercken

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